Subseven – Interview mit Sven Fischer und Spiros Efthimiadis

von Hansi Tietgen

?PG: Einige Mitglieder der Band waren ja jahrelang ein Teil des Line Ups des deutschen Metal-Acts Rage. Musikalisch habt ihr da ja eine wirklich interessante Entwicklung hingelegt. Erzählt doch mal, wie das Ganze seinerzeit von statten gegangen ist?

!SF: Wir hatten von unserem alten Job einfach die Nase voll und wußten nur eines: So konnte es nicht mehr weitergehen. Nachdem wir gemeinsam die Band verlassen hatten, mussten wir uns erst einmal sammeln. Konkrete Pläne hatten wir zu diesem Zeitpunkt nicht. Durch einen Zufall haben wir dann Daniel kennengelernt. Er ist ein fantastischer Sänger und hat uns mit seiner Frische und seinem Input dabei geholfen, relativ schnell einen neuen Weg zu finden. Wir haben unsere Wünsche und musikalischen Vorlieben in einen Pott geschmissen und damit angefangen, neue Songs zu schreiben. Das Angenehme an dem Neuanfang war die Tatsache, dass wir keine Erwartungen zu erfüllen hatten. Bei Rage gab es keine Experimente. Die Vorgehensweise war klar definiert. Der Satz: Unsere Fans wollen aber das und das hören, der sonst bei Diskussionen um den stilistischen Fortgang immer als Argument auf den Tisch kam, griff bei Sub7even nicht mehr, denn wir hatten ja noch gar keine Fans (lacht) Mit Subseven haben wir bei Null angefangen, und das war auch gut so.

?PG: Gerade im Metal-Bereich begegnet man ja diesem Scheuklappen-Syndrom sehr häufig. Da kann man irgendwie fast den Eindruck bekommen, es gibt eine Art von Reinheitsgebot, an das man sich exakt zu halten hat.

!SF: Scheuklappen-Syndrom ist genau das richtige Wort. Wenn es damals nach uns gegangen wäre, hätte Rage sich in eine etwas andere Richtung entwickelt. Natürlich haben wir mit der Band auch einige innovativere Dinge an den Start gebracht, so ist das nicht. Ich denke da nur an unsere Gigs mit dem Orchester. Aber das Ganze ging halt immer nur bis zu einem gewissen Punkt und dann war Schluß.

?PG: Wie ist es nach eurem Ausstieg dann weitergegangen?

!SF: Da wir bandmäßig ja nahezu komplett waren, konnten wir natürlich sofort loslegen. Also haben wir recht zügig damit begonnen, im Studio an einigen Demosongs zu werkeln, mit denen wir uns dann bei verschiedenen Plattenfirmen bewerben wollten. Auf der Popkomm ist es uns dann gelungen, eine Connection zur BMG herzustellen. Sie fanden unser Material so überzeugend, dass sie uns schon kurze Zeit später gesigned haben.

?PG: Könnt ihr eigentlich pauschal sagen, was sich für euch als Gitarristen geändert hat, seit ihr nicht mehr bei Rage seit?

!SE: Ich finde das banddienliche Spiel wesentlich angenehmer, als diese ewige Leistungsschau im Metal. Gerade das Livespiel macht mit Sub7even viel mehr Spass und man ist irgendwie entspannter. Früher hatte man -im wahrsten Sinne des Wortes- alle Hände voll zu tun, um die komplexen Ideen, die wir im Studio zurechtgebastelt hatten, on stage umzusetzen.

!SF: Wir haben die Manie abgelegt, unsere Songs gewollt schwierig klingen lassen zu wollen. Das heißt nicht, dass die Musik von Subseven unbedingt einfacher sein muss. Gerade live haben wir verschiedene Spotlights, in denen sich die Musiker profilieren können. Und einen harten Sound fahren wir ja auch noch immer. Man denke da nur an Songs wie Alive oder Wicked. Da geht es richtig zur Sache! Wenn man die Entwicklung auf einen Nenner bringen will, dann kann man ganz einfach sagen: Bei Sub7even steht das Songwrtiting im Vordergrund.

?PG: Womit wir beim Thema werden. Wie schreibt ihr eure Songs?

!SF: Diesmal haben wir sehr viele Songs erst im Studio fertiggestellt. Wir hatten die Möglichkeit einige Monate im Principal in Münster zu verbringen. Das ist das Studio, in dem z.B. auch die H-Bloxx ihre Scheiben aufnehmen. Aber auch wir haben früher schon einige Produktionen im Principal gefahren und schätzen besonders die familiäre Atmosphäre, die dort herrscht. Gerade wenn man vor hat Songs zu schreiben, oder intensiv daran zu feilen, ist das ein nicht zu unterschätzendes Kriterium bei der Auswahl des richtigen Studios.

?PG: Habt ihr beim Songwriting eine bestimmte Herangehensweise?

!SF: Eigentlich nicht. Wir arbeiten sehr häufig im Bandgefüge, einige der Titel lagen aber auch schon im Vorfeld fast fertig auf Halde. In diesen Fällen, haben wir uns dann im Studio darum gekümmert, die Nummern bandmäßig aufzubereiten. Andere Songs sind von vornherein im Band-Kontext entstanden. In solchen Fällen haben wir uns dann darauf verlegt, diesen Nummern produktionstechnisch den letzten Schliff zu verpassen.

?PG: Viele eurer Songs arbeiten mit Sequenzing und Loops. Wie seit ihr in dieser Hinsicht vorgegangen?

!SF: Wir sehen den Einsatz von Loops eigentlich eher als ein Arrangement-Tool. Das Songwriting findet eigentlich nach wie vor auf die herkömmliche Weise statt. Wir würden im Proberaum nie auf die Idee kommen, eine Loop zu legen, um dann darüber zu jammen. Bei uns läuft zunächst alles auf der ganz normalen Bandschiene. Erst wenn die Struktur steht, kümmern wir uns um die Feinheiten, zu denen dann auch alle Programming-Parts gehören.

?PG: Wie realisiert ihr die computergestützten Songs Live On Stage?

!SF: Wir spielen ausschließlich mit Klick. Anders wäre es auch gar nicht umzusetzen. Ich empfinde die Kontinuität im Tempo, die das Spielen mit dem Klick mit sich bringt, eigentlich als sehr angenehm.

?PG:Bleiben wir aber noch einen Augenblick bei eurer Studioarbeit. Habt ihr mit Bandmaschine oder Harddisk-Recording gearbeitet?

!SF: Wir haben ausschließlich mit Harddisk-Recording gearbeitet. Sogar schon in der Demo Phase! Das Coole an der neuen Technik ist die Tatsache, dass man -ohne grosse Probleme- sogar gelungene Parts der Demo Version, für die "echte" Produktion übernehmen kann. Diese Option haben wir auf der Scheibe häufiger mal gezogen. Manchmal ist es eben so, dass man in der Demophase lockerer und auch experimentierfreudiger ist. Wir hätten auch früher gerne mal Demo Trax weiterverwendet. Aber durch die mangelnde Qualität der Aufnahmen und die Problematik der Synchronisation, wäre es viel zu kompliziert geworden, oder hätte mitunter gar nicht funktioniert.

?PG: Mit welchem System habt ihr gearbeitet?

!SE: Mit Logic Audio und Macs!

?PG: Habt ihr euren Proberaum aufnahmetechnisch so ausgerüstet,dass ihr Ideen direkt mitschneiden könnt, um Demoversionen eurer Songs zu erstellen?

!SE: Nein, wir haben unsere Demos in einem kleineren Ableger des Principal Studios gemacht. Hier waren wir ungestört und konnten uns voll auf das Wesentliche konzentrieren.

?PG: Mit welchen Amps habt ihr gearbeitet?

!SE: Wir haben sehr viele Trax mit dem Line6 Pod aufgenommen. Das Teil ist absolut praktisch und klingt sehr gut. Wir waren noch nie die grossen Soundfummler, da kommt uns diese Herangehensweise sehr entgegen. Kabel rein und los geht's.

!SE: Auch wenn wir mit normalen Amps arbeiten, sind wir nicht die Typen die den Sound dreimal umdrehen, bevor wir zufrieden sind. Die stundenlange Tüfftelei steht meiner Meinung nach sowieso nicht in Relation zum Ergebnis. Klar soll es gut klingen, aber ich denke der Sound einer Aufnahme hängt maßgeblich vom guten Zusammenspiel der Musiker ab, nicht ob das Mikro zwei Zentimeter weiter rechts oder links steht.

?PG: Jetzt seit ihr ja eine Band, die angenehmerweise mit zwei sehr versierten Gitarristen ausgestattet ist, die zusätzlich auch noch seit vielen Jahren zusammenspielen . Wie erarbeitet ihr eigentlich eure Gitarrenarrangements?

!SF: Das ist von Song zu Song verschieden. Bei Nummern die mehr rifforientiert sind, wie z.B. dem Opener des Albums, doppeln wir unsere Parts- gerade live ist das sehr wichtig. In ruhigeren Songs übernehme ich sehr häufig die gebrochen gespielten Akkordpart und Spiros sorgt mit Staccato Klampfen und Powerchords für die nötige Dynamik. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir unsere Arrangements ausschließlich durch gemeinsames Ausprobieren herausarbeiten. So kann man Ideen direkt auf ihre Praxistauglichkeit hin testen und gegebenenfalls neue Versionen an den Start bringen. Ich kenne Spiros mittlerweile 10 Jahre. Das macht vieles schneller und natürlich auch einfacher!

?PG: Kommen wir noch mal kurz auf diesen Vorher-Nachher Effekt zu sprechen.Ich denke mir, dass ihr mit Sub7even ganz andere Möglichkeiten habt, euch zu präsentieren, als seinerzeit mit Rage. Eure Zielgruppe ist einfach deutlich breiter geworden. Lernt man das Business eigentlich anders kennen, wenn man einen anderen Sound fährt !?

!SF: Grundsätzlich kann man das schon sagen. Das liegt aber nicht nur am Sound. Durch unsere neue Plattenfirma und unser Management, das zum Beispiel auch Westernhagen betreut, haben wir ganz neue Arbeitweisen kennengelernt. Songs wie Weatherman laufen nun mal auch in der Videorotation der grossen Musiksender. Da hatten wir früher nicht all zuviel mit am Hut. Was ich aber viel angenehmer finde, ist unsere Arbeit als Band. Auch hier haben wir viel mehr Möglichkeiten, Dinge auszuprobieren. Wir können eine Talkbox einsetzen, krasse Effekte verwenden, oder wegen mir auch mit Open Tunings arbeiten. Das wäre früher unmöglich gewesen, weil der Rest der Band und unsere damalige Zielgruppe das nicht akzeptiert hätten.

?PG: Wie schaut es denn mit euren persönlichen Vorbildern aus?! Welche Bands oder Gitarristen, haben euch am meisten beeinflusst?

!SF: Ich bin als Junge total auf Led Zepplin und Jimmy Page abgefahren. Aber auch AC/DC fand ich ziemlich cool. Später interessierte ich mich dann aber auch für Klassiker wie die Eagles. Die zweistimmigen Gitarrenarangements dieser Band haben mich echt umgehauen. Aber ich höre mir zum Beispiel auch Country an. Gerade in diesem Bereich gibt es unglaubliche Gitarristen. Wenn ich mal ein entsprechendes Tape reinschmeisse, schauen mich meine Bandkollegen zwar schon mal ein bißchen schräg an. Aber das macht nichts. Gitarristen wie Albert Lee oder Jerry Donahue sind absolut spitze und dementsprechend experimentiere ich auch sehr gerne mit Techniken wie Chicken Picking oder Bending Behind The Nut.

?PG: Ihr seit seit vielen Jahren Endorser von ESP Gitarren. Wie ist diese Connection eigentlich zustande gekommen?

!SE: Bis vor einigen Jahren, gab es einen ESP Custom Shop in Düsseldorf. Durch einen Zufall lernte ich einen Gitarrenbauer kennen der dort arbeitete und fragte ihn, ob er mir nicht eine Klampfe nach meinen Vorstellungen bauen könnte. Einige Wochen später rief er mich an um mir mitzuteilen, dass er das Instrument fertiggestellt hatte. Er kam vorbei, drückte mir die Klampfe in die Hand und ich war total begeistert. Und das Beste: Er hat mir die Gitarre tatsächlich geschenkt! Der Kontakt hat sich dann auch auf Rage übertragen und als wir in Japan auf Tour waren, machten wir den Deal in Tokyo perfekt!

?PG: Wie laufen die Kontakte heutzutage. Über Soundservice, den deutschen ESP Vertrieb oder nach wie vor direkt über Japan?

!SE: Das ist unterschiedlich. Manche Sachen wickle ich mit Stefan von Soundservice in Berlin ab, andere Dinge gehen per Mailing direkt über den Hersteller in Japan!

?PG: Vielen Dank ihr beiden. Viel Erfolg bei eurem Gig heute abend und viel Glück bei eurer weiteren Karriere!

Wenn du mehr über das Gitarrenspiel der beiden erfahren willst, dann zappe rüber in den Workshop-Teil unserer Story. Hier findest du Transkriptionen zu Songs wie Weatherman oder Maybe!

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