Interview mit Kenny Wayne Shepherd

von Hansi Tietgen

?PG: Hi Kenny, du bist ein absoluter Guitar-Maniac! Wie und wann bist du eigentlich zur Gitarre gekommen?

!KWS: Richtig angefangen habe ich im zarten Alter von sieben Jahren. Ich hatte zwar vorher schon einige Spielzeugklampfen, aber das zählt wohl nicht (lacht!). Die Initialzündung, die dann alles ins Rollen gebracht hat, war ein Gig von Stevie Ray Vaughan, den ich damals von der Bühnenseite aus erleben durfte. Auf dem Nachhauseweg fällte ich die Entscheidung: Ich wollte Gitarrist werden. Sechs Monate später sollte mein Wunsch dann in Erfüllung gehen, denn meine Eltern schenkten mir zu Weihnachten meine erste Gitarre. Es war zwar ein grauenhaftes Teil und ich mußte mich ziemlich quälen, um einigermaßen aktzeptabele Ergebnisse zu erzielen, doch es ging. Mein absoluter Traum war aber eine originale Fender Strat zu besitzen. Also sparte ich jeden Cent den ich ergattern konnte und ganze drei Jahre später war es dann endlich soweit. Ich hielt meine erste eigene Stratocaster in den Händen. Später hatte ich sogar das Glück, sie während einer Show von Stevie Ray signieren lassen zu können. Das war ein großartiges Erlebnis für mich! Mit dreizehn hatte ich dann meine ersten richtigen Gigs. Ich spielte mit einem Freund, dem blinden Blues Gitarristen Brian Lee, in New Orleans auf der legendären Bourbon Street. Brian ist ein großartiger Musiker, ich habe viel von ihm gelernt. Mit fünfzehn stellte ich schließlich meine eigene Band zusammen und mit sechzehn unterschrieb ich einen Plattendeal, den ich, gerade mal siebzehnjährig, mit der Veröffentlichung meines ersten Albums einlöste.

?PG: Sind in deinem aktuellen Line-Up eigentlich noch Musiker der ersten Kenny Wayne Shepherd Besetzung mit von der Partie?

!KWS: Nur ich und Jimmy Wallace, mein Orgelspieler sind von der ursprünglichen Besetzung übriggebleiben. Besonders stolz bin ich auf meine neue Rhythm Section. They are real Powerhouse! Ich bin sehr froh, dass sie dabei sind, denn eine funktionierende Drum n'Bass Abteilung ist bei einer Live-Show die halbe Miete.

?PG: Wie kommst du an neue Musiker ran?

!KWS: Sehr häufig treffe ich sie On The Road. Der Drummer Sam Byrant stammt aus North Carolina. Ihn lernte ich zum Beispiel kennen, als er mit seiner Band das Vorprogramm einer meiner Shows bestritt. Wir freundeten uns an und als wir einen neuen Drummer suchten, rief ich ihn an. Er sagte zu und jetzt ist er dabei. Beim Bass-Player Robby Emerson war es ganz anders. Er stammt aus meiner Heimatstadt Shreveport und ich kenne ihn schon ewig. Noah, unseren Sänger, lernte ich durch einen Zufall kennen. Der Fotograf Bill Williams, der sehr viele Fotos von Stevie Ray und anderen Bluesgrössen gemacht hat, empfahl ihn mir, nachdem er gehört hatte, dass wir auf der Suche nach einem neuen Sänger waren.

?PG: Der Name Stevie Ray Vaughan ist jetzt schon sehr häufig gefallen. War er dein grösster Einfluß oder hattest du neben ihm auch andere Vorbilder?

!KWS: Stevie Ray und Jimi Hendrix waren und sind meine absoluten Heroes. Aber es gab definitiv auch andere Einflüsse. Ich denke da nur an B.B King, Muddy Waters, Buddy Guy, Lighnin' Hopkins oder Robert Johnson. Sie alle haben mich ein Stück des Weges begleitet und mir mit ihrem Spiel einen Stempel aufgedrückt.

?PG: Du bist ein sehr junger Gitarrist und als du mit dem Gitarrenspiel begonnen hast, brach in den Staaten gerade die Hochzeit des technisch orientierten Shreddings an. Warum hast du dich damals ausgerechnet für den Blues entschieden?

!KWS: Ich bin mit dem Blues aufgewachsen. Mein Vater war DJ einer Radiostation in meiner Heimatstadt Shreveport. Er spielte ständig Songs von James Brown, Muddy Waters, Stevie Ray und ZZ Top. Aber auch Countrymusic und Rock n' Roll gehörten zum festen Repertoire des Senders. Ich liebte den Blues von Anfang an, sein Feeling und die Emotionen, die er transportierte, sprachen mich an und das hat sich bis heute nicht geändert.

?PG: Wie ist es eigentlich um die Blues-Szene in den Staaten bestellt?

!KWS: Blues ist bei uns immer ein Thema gewesen! Leider sind viele der alten Blues-Heldengesundheitlich nicht mehr in der Lage auf Tour zu gehen. Musiker wie ich oder Jonny Lang, versuchen diese Lücke auszufüllen, so gut es geht. Dadurch das wir sehr jung sind sprechen wir, zusätzlich zu den traditionellen Blues-Fans, auch noch ein alternatives Publikum an. Wir bringen junge Leute dazu, sich für den Blues zu interessieren und unsere Shows zu besuchen. Über diesen Umweg werden viele unserer Fans auf die alten Helden aufmerksam und fangen oftmal damit an, sich auch für die Wurzeln des Blues zu interessieren.

?PG: Hast du dich nie für Gitarristen wie Satriani, Vai oder wegen mir auch Paul Gilbert begeistern können?

!KWS: Nicht wirklich. Mit Satriani habe ich in den Staaten mal eine G3 Tour gemacht. Diese Jungs sind sehr talentiert aber ich hatte nie Lust, mir ihre Songs draufzuziehen. Ich stehe halt mehr auf improvisiertes Zeug und Blues-Guys wie Muddy Waters oder John Lee Hooker. Das ist Musik, die ich wunderbar nachvollziehen kann. Ich kann keine Noten lesen und habe auch von Theorie absolut keinen blassen Schimmer. Im Augenblick finde ich das auch nicht so wichtig. Vielleicht später mal, wer weiß?! Alles was ich kann, habe ich mir selber beigebracht!

?PG: Was haben deine Eltern eigentlich von deiner Entscheidung gehalten, schon mit sechzehn Jahren Profi-Musiker zu werden und wie hast du das damals mit der Schule gemanaged?

!KWS: Am Anfang wollten meine Eltern es mir ausreden, aber als sie merkten, dass es mir wirklich Ernst war und die Leute anfingen sich für mich und meine Musik zu interessieren, begannen sie mich zu unterstützen. Mein Vater hat mich dann später sogar gemanaged. Die Schule habe ich auch beendet. Erst als ich meinen Highschool-Abschluss in der Tasche hatte, ging ich On The Road, And I'm On The Road Eversince (lacht!). Und es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung . Meine Alben verkaufen sich in den Staaten sehr gut und haben allesamt Gold Status errungen. Mein Debüt Ledbetter Heights ging 750.000 mal über den Tresen und auch Trouble Is... hat sich ähnlich oft verkauft.

?PG:Sprechen wir einen Augenblick über dein Equipment. Dein Gitarrensound ist sehr authentisch. Welche Amps spielst du?

!KWS: Ich bin ein absoluter Fan von Fender Amps. Normalerweise habe ich live immer zwei oder drei Twin Reverbs am Start. Im Studio stehe ich auf den Sound meines 64er Vibraverbs (Blackface). Er liefert mir genau das, was ich brauche: Den Twäng und ein fettes Fundament.

?PG: Wie sieht es mit Effekten aus?

!KWS: In dieser Hinsicht lasse ich es eher dezent angehen. Ich verwende einen Tubescreamer (TS-9), ein Univibe, ein Vox-Wah Wah Pedal und einen Oktaver. That's it!

?PG:Ich habe vorhin mitbekommen, wie dein Equipment ausgeladen wurden. Du hast ja wirklich ziemlich viele Gitarren dabei. Welche Schätze verbergen sich in den zahlreichen Koffern, die deine Roadies in den Club geschafft haben?

!KWS: Strats, jede Menge davon! Eine 58'er, eine 62'er, drei Fender Relics, eine Custom Shop 54'er Reissue Strat mit einem wunderschönen Rosewood Neck, eine Hendrix Monterey Pop Festival Strat und eine Stevie Ray Signature Strat, die mit einem anderen Hals bestückt wurde. Fender hat einige Hälse nach meinen Vorgaben gebaut, so dass ich meine Äxte nach Bedarf mit ihnen ausstatten kann.

?PG: Wow! So viele Instrumente mit auf Tour zu nehmen, ist ein ziemlicher Aufwand. Nach welchen Kriterien wählst du die Instrumente aus, die du mit On The Road nimmst, oder nimmst du von vornherein sowieso alle?

!KWS: Nein, ich selektiere vorher schon und das ist auch gut so, schließlich habe ich nahezu 25 Instrumente. Alle mitzunehmen würde dann sicher doch zu weit führen. Jede der Gitarren die ich dabei habe, hat etwas ganz besonderes. Es kann ein spezieller Sound, aber auch die individuelle Bespielbarkeit eines Instruments sein, die mich dazu bewegt, genau dieses Teil unbedingt in meinem Equipmentpark sehen zu wollen. Die eine Axt hat den ultimativen Hendrix/Stevie Ray Sound, eine andere klingt stärker verzerrt besser. Wieder eine andere hat diesen traditionellen Blues Twäng und so weiter und so weiter. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als sie alle mitzunehmen!

?PG: Kenny, danke für das nette Gespräch und viel Spass bei eurem Gig heute abend!

WORKSHOP: Kenny hat mir einen ziemlich coolen Blues für dich mitgegeben. Die Noten und ein entsprechendes MP3 findest du hier.

Zurück zur Startseite - Planet Guitar Home

Alle Fotos: Giant Records