Know How Zone Pick Up Special

von Hansi Tietgen

Tonabnehmer sind das Bindeglied zwischen dem Gitarristen, seinem Instrument und dem Verstärker. Dabei hat der Einfluss der unterschiedlichen Tonabnehmer-Konzepte auf den Gesamtsound einer Gitarre für viele Musiker eher etwas Geheimnisvolles, ja geradezu Mystisches an sich. Klar, das sich etliche Legenden um die Funktionsweise und Wirkung der kleinen Helfer ranken. Ähnlich verhält es sich auch mit der Historie des verstärkten Gitarren-Spiels. Auch hier liefert der "Markt" zahlreiche Halbwahrheiten und Stammtischweisheiten. Grund genug euch in unserer folgenden Story mit einem mehr oder weniger amtlich verbrieften Histörchen rund um die magnetischen Lautmacher zu versorgen.

Wie jeder innovativen technischen Entwicklung auf dieser schönen Erde, ging auch der Erfindung des Tonabnehmers die Konfrontation mit einem mehr oder minder massiven Problem voraus. In unserem speziellen Fall war es das vermehrte Auftauchen von Big-Bands in den 30er Jahren, das mit seinen lautstarken Bläser-Attacken den Wunsch der Gitarristen-Zunft nach purer Lautstärke initiierte. Warum sollte man sich bei seiner Performance überhaupt noch Mühe geben, wenn das eigene Spiel ( und sei es noch so virtuos) sowieso von den konzertierten Aktionen megalauter Posaunen, Saxophonen und Trompeten in Grund und Boden gehupt wurde. Aber das schnöde "sich in sein Schicksal ergeben" war nicht die Sache von Menschen, die sich jahrelang mit dem Bearbeiten von mit Draht bespannten Holz-Stücken die Zeit vertrieben hatten. Gesagt, getan.

Auf die große Nachfrage nach lauteren Gitarren reagierten die meisten Hersteller zunächst mit der schlichten Vergrößerung der Bodies ihrer Standard-Acoustics.Die Firma National war es schließlich, die mit der Resonator-Gitarre eine Lösung anbot, die es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hatte. Die bekanntesten Brands dieser Baugruppe, waren seinerzeit die Marken National und Dobro. Beide Konzepte hatten eines gemeinsam: Der Korpus wurde mit Resonanzkegeln aus Aluminium ausgestattet, die für ein Plus an Lautstärke sorgten. Der baubedingt sehr spezielle Sound dieser Art Gitarren verhinderte aber einen universellen Siegeszug. Im Blues und Slide-Business erfreuen sich die Instrumente allerdings bis heute einer großen Beliebtheit. Parallel zu den rein akustischen Lösungsansätzen, begannen Musiker damit, sich forciert mit dem Einsatz von Mikrofonen und Tonabnehmer-Systemen zu beschäftigen.


Die erste industrielle gefertigte Gitarre mit Pick-Up ließ nicht lange auf sich warten und wurde im Jahr 1932 von der Rickenbacker präsentiert. Zwar hatte die Lap-Steel Gitarre, die auf dem Schoß liegend gespielt wurde, noch nicht viel mit einer "normalen" E.Gitarre gemein, trotzdem brachte ihr Release einen Stein ins Rollen, der nicht mehr zu stoppen war. In den Folgejahren trugen alle namhaften Hersteller der Entwicklung Rechnung indem sie sogenannte "Spanish Archtop" Gitarren in ihr Programm aufnahmen. Die Gitarren basierten allesamt auf ursprünglich akustischen Instrumenten, die zwecks einer lautstärketechnischen Aufwertung mit entsprechenden Tonabnehmer-Systemen ausgestattet worden waren. Zu den angesagtesten Instrumenten dieser Phase der Elektrifizierung gehören Gitarren wie die Gibson ES-150, die Gretsch Electromatic oder die Electro Spanish von Rickenbacker. Doch einen Nachteil hatten alle genannten Instrumente: Durch die verbauten Pick-Ups kamen alle User zwar fortan in den Genuss der Vorzüge des verstärkten Spiels. Die wegen der großen Resonanz-Körper unvermeidlichen Feedback-Tendenzen der reinrassigen Acoustics, stellte die Musiker aber vor neue Probleme.

Gretsch Filtertron

Und wieder waren es die Mitarbeiter von Rickenbacker, die den ersten Schritt in die richtige Richtung taten. Mit dem legendären Model B stellte die Kultfirma im Jahre 1942 eine der ersten echten Solid-Body Gitarren vor. Der kommerzielle Erfolg sollte der kurzmensurigen ¾ Klampfe aber verwehrt bleiben. Der Solidbody-Bauform zum Durchbruch verhalf erst das Merle Travis Modell von Tüftler Paul Bigsby , aus dem Jahre 1948. Der Druck auf renommierte Hersteller wie Gibson und Fender wuchs und so fokussierte sich auch ihre Tätigkeit auf das Design entsprechender Solidbodies und der Entwicklung immer besserer Tonabnehmer-Systeme.

 

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