Mission To Planet G- Interview mit Alien Ant Farm Gitarrist Terry Corso

?PG: Wenn man sich euer aktuelles Album anhört, wird sofort klar, dass ihr viel mehr als "nur" einen reinen Rock Background haben müsst. So erinnert der Song Flesh and Bone an The Police, in Attitude arbeitet ihr mit einem interessanten Latin Groove und die Gitarrenarbeit in Summer geht in Richtung Kings X. Wie hat sich euer Stil entwickelt?

!Terry Corso: Die Basis bildet ganz klar der klassische Rock. Ansonsten können wir auf eine Vielzahl von Einflüssen zurückgreifen. Jedes der Bandmitglieder hat seine ureigenen Vorlieben. So habe ich mir meine Sporen als Gitarrist in einer sehr engagierten Speed Metal Band verdient. Hier schrieb ich die meisten Songs und lernte präzises 16'tel Riffing und exaktes Muting. Damals stand ich total auf die Musik von Bands wie Slayer, Forbidden oder Testament, allesamt also sehr rifforientierte Combos. Später begann ich dann mich auch für Jimi Hendrix und die Red Hot Chili Peppers zu interessieren. Meine Mom ist ein absoluter Stevie Ray Vaughan Fan und so bin ich schon in frühster Jugend mit der Spielkunst des Ausnahmemusikers in Kontakt herkommen. Das gleiche gilt auch für Led Zepplin und Jimmy Page. Diese Musiker schärften meine Sinne und gaben mir ein Gefühl für Melodien und natürlich auch das Solospiel. Ein jüngerer Gitarist der mich absolut fasziniert hat, ist Dave Navarro. Seine Arbeit bei Jane's Addiction war bahnbrechend. Er versorgte den alternativen Sound der Band mit seinem typischen, klassichen Rock Approach und sehr coolen Rock-Leads.

?PG: Interessierst du dich für das Spielen von Lead-Parts?

!TC: Na klar, schon immer. Bei Alien Ant Farm kommt es natürlich mehr auf den Song an. Ich will da nichts erzwingen. Aber wenn eine Nummer danach schreit, bin ich natürlich dabei. Death Day ist z.B. so ein Song In meiner alten Band hatte ich sehr viele Lead Parts. Damals setzte ich mich zuhause hin und checkte meine Solo-Statements bis ins kleinste Detail aus. Stellenweise schmerzten mir wirklich die Finger, da ich alle Lines so perfekt wie irgendwie möglich draufhaben wollte und ich dementsprechend sehr viel Zeit mit meinem Instrument verbacht habe.

?PG: Gehen wir noch eine Schritt zurück in die Vergangenheit. Wie hast du das Gitarrespielen gelernt. Als Autodidakt, oder hattest du Unterricht?

!TC: It's funny. Als meine Mom mich fragte, ob ich ein Instrument lernen möchte, interessierte ich mich ganz spontan für das Schlagzeugspiel. Also verfrachtete sie mich in einen entsprechenden Kurs. Nach knapp zwei Wochen - I was a kid, I was young, I wasn't focused- hatte ich aber schon keine Lust mehr und so verlegte ich mich zunächst einmal darauf Football zu spielen. Nach knapp einem Jahr war es dann soweit. Ein Freund von mir hatte eine Giarre und immer wenn ich bei ihm war, zog mich das Instrument nahezu magisch an. For me it was the coolest thing in the world. Er zeigte mir einige Akkorde und brachte mir die Grundlagen des Pickings bei. Ich bekam dann selber eine Gitarre und von diesem Zeitpunkt an, verbrachte ich die meiste Zeit in meinem Zimmer, um zu Metallica, Kiss und Jimi Hendrix Platten zu jammen und dabei herauszufinden wie die Jungs ihre Riffs spielen. Mir fiel es relativ leicht Songriffs herauszuhören. Und ich hatte Glück: Ich musste einen Song nur hören und schon hatte ich eine ungefähre Idee davon, wie die unterschiedlichen Gitarrenparts gespielt werden. Im großen und ganzen kann man sagen, dass ich genau auf diese Weise die Grundlagen des Gitarrenspiels erlernt habe. Außerdem fing ich schon relativ früh damit an in Bands zu spielen. Während meiner Junior-Highschool Zeit besuchte ich mit meinen Freunden, die auch Instrumente spielten, eine Art Bandworkshop in einem örtlichen Musikgeschäft. Hier lernten wir worauf es ankommt, wenn man in einer Band spielt. Sie organisierten Gigs und gaben uns die Möglichkeit Songs in einem Studio aufzunehmen. Der Kurs lief ein Jahr und brachte im Endeffekt eine ganze Menge.

Meine Mom ist ein absoluter Stevie Ray Vaughan Fan und so bin ich schon in frühster Jugend mit der Spielkunst des Ausnahmemusikers in Kontakt herkommen. Das gleiche gilt auch für Led Zepplin und Jimmy Page. Diese Musiker schärften meine Sinne und gaben mir ein Gefühl für Melodien und natürlich auch das Solospiel.

?PG: Arbeitest du eigentlich mit unterschiedlichen Tuning-Varianten?

!TC Im Normalfall nicht. Es ist ganz lustig. Viele Kids kommen an und fragen mich: Hey, what do you guys tune down to? My answer is: We don't tune down. We're standard A 440Hz. Und das ist die Wahrheit. Auf Anthology mache ich zwar ein paar Ausnahmen. Aber das liegt ausschließlich daran, dass wir Drydens Stimme besonders in Szene setzen und einige Songs entsprechend einfacher singbar machen wollten. Also passten wir sie an seine Stimm-Range an indem wir unsere Instrumente bei der ein oder andere Nummer um einen Halbton herunterstimmten. Wichtig für den Eindruck von Tiefe ist sicher die Tatsache, dass Tye einen 6-Saitigen Bass spielt. Das gibt ihm die Möglichkeit häufiger mal die wirklich tiefen Passagen zu übernehmen, während ich mich darauf verlege, die höhere Range zu bedienen. That fools people!

?PG: Welches Equipment kam während der Aufnahme-Sessions zu ANThology zum Einsatz?

!TC Neben Standard-Equipment wie meiner Scheckter und einem hot rodded Marshall, verwendete ich diesmal eine ganze Menge Vintage Equipment. So spielte ich zum Beispiel eine alte Les Paul Custom, die wirklich fantastisch klang. Ich bin im Augenblick auf der Suche nach einem ähnlichen Instrument. Der Sound der Klampfe hat mich echt umgehauen. Man kann sie -neben meiner Scheckter- auf nahezu allen Rhythm Trax des Albums hören. Viele cleane Parts habe ich mit einer 59er Fender Telecaster einspielte, die mit einer ordentlichen Portion Twang ausgestattet war. Das waren eigentlich die Hauptinstrumente. Für einige kürzere Fill-In Parts setzte ich noch eine Paul Reed Smith ein , eine Hollow Body mit F-Löchern, auch ein ziemlich cooles Teil. Außerdem stand im Studio noch eine 59er Strat herum, die ich mir für einige Parts griff. Amptechnisch kam, neben dem eben bereits angesprochenen hot rodded Marshall JCM 800, ein Vox AC-30 und ein Roland Jazz Chorus zum Einsatz. Einige Parts habe ich sogar mit einem Line6 Pod aufgenommen.

?PG: Und wie sieht es Live On Stage aus?

!TC Ausschließlich Marshall. Neben meinen JCM 2000 DSL Heads verwende ich vier 4x12er Kabinetts. Zwei sind mit 75 Watt Celestion Speakern ausgestattet, die anderen beiden mit 30 Watt Vintage Celestions. Diese Kombination gibt mir genügend Reserven, so dass ich On Stage ordentlich Alarm machen kann.

?PG: Und in Sachen Effekte?

!TC: Ich verwende ausschließlich analoge Bodeneffekte. Sie sind auf einer Platte montiert in meinem Rack verstaut. Durch einen entsprechenden Midiswitcher habe ich die Möglichkeit sowohl die Amp-Kanäle zu wechseln, als auch die Kombination der Effekte zu wählen. Das Ganze wird durch eine schaltbare Patchbay ermöglicht, die mir erlaubt mein Signal in frei bestimmbaren Wegen durch die unterschiedlichen Effekte zu routen. Gerade im Live-Betrieb finde ich die Arbeit mit analogen Effekten sehr angenehm. Ohne irgendwelche komplexen Menüs aufrufen zu müssen, habe ich so sofortigen Zugriff auf die unterschiedlichen Parameter der einzelnen Effekte. So kann ich Sounds vollkommen stressfrei und unmittelbar anpassen. Außerdem erleichtert mir der Midiswitcher natürlich meine Live-Arbeit enorm. Ohne irgendwelche Step-Tänze aufführen zu müssen, kann ich direkt auf die Sounds zurückgreifen, die ich für die einzelnen Songs benötige. Gerade wenn man gerne mit analogen Effekten arbeitet, stellt mein System eine ideale Lösung dar.

?PG: Auf ANThology verwendest du einige ziemlich interessante Effektsounds. Hast du die Sequenz im Intro von Attitude eigentlich mit einem Delay realisiert?

!TC: Ja, genau! Ein Ping-Pong Delay, so wie es U2s The Edge gerne einsetzt. So wie im U2 Song Streets With No Name. Er spielt Viertel und die Verzögerungszeit ist so eingestellt, dass das Delay das Riff mit Achtelnoten ergänzt. Coole Sache! Ich bin ein echter Fan von The Edge. Es ist im gelungen einen ureigenen Signature Sound zu kreieren, den man schon nach wenigen Tönen erkennen und zuordnen kann. Attitude haben wir im Studio geschrieben. Das mit dem Delay war eigentlich eher ein Zufall. Wir haben gejammt und ich habe mit meinen Effekten herumgespielt. So kam ich auf das Main-Riff. Tye hat dann eine coole Bass-Line daruntergelegt und das Ganze klang so vielversprechend, dass wir uns spontan dazu entschlossen haben, einen Song daraus zu machen.

?PG: Der Groove von Attitude ist sehr latinorientiert. Im Booklet habe ich gelesen, dass Percussion Legende und Studioass Lenny Castro die Percussion Parts übernommen hat. Wie ist es denn zu dieser interessanten Connection gekommen?

!TC: He's a bomb. He has worked with everybody! Das Team des NRG Recording Services in deren Studios wir das Album aufgenommen haben, brachte uns auf Lenny. Sie hatten schon diverse Male auf seine unglaublichen Fähigkeiten zurückgegriffen. Nachdem wir uns dazu entschlossen hatten, in Attitudes mit Percussion Instrumenten zu arbeiten, war er erste Wahl. Die Aktion lief ziemlich cool ab. Studio-Cracks wie Lenny haben im Normalfall keinen Vorlauf, dass heißt in den meisten Situationen hören sie den zu spielenden Song im Studio zum ersten mal. Genau das war auch bei uns der Fall. Die Jungs können wirklich auf eine unglaubliche Erfahrung zurückgreifen. Und Lenny stand auf den Song. Er schätzte Mikes (Drummer)Spiel und lobte ihn mehr als einmal. Mike schwebte unter der Decke, das kannst du mir glauben.

?PG: Die Streicher auf Universe hat David Cambell arrangiert. Wie ist das zustande gekommen?

!TC: Jay Baumgardner, unser Produzent hatte schon öfter mit David zu tun. Er schickte ihm den Song und da er David sehr gut gefiel, nahm er den Job an. Er schrieb dann die Arrangements nach seinen Vorstellungen und brachte am Aufnahmetag die entsprechenden Scores und ein zehnköpfiges Streicherensemble mit ins Studio. Nachdem sie den ersten Take eingespielt hatten schrie ich total begeistert: There it is, that's it! It sounds so good (lacht)! Und sie sagten: Nein, wir machen noch ein paar Takes. Das kriegen wir noch besser hin. Ich antwortete: Wie, noch besser?! Shit, it was great! Aber sie ließen sich von mir nicht davon abbringen, noch ein paar Versionen aufs Band zu laden (lacht).

Aber gut das du Smooth Criminal ansprichst. In der Vergangenheit haben viele Leute geglaubt der Song sei eine Art "Verarsche". Doch dem ist nicht so. Die Nummer ist absolut ernst gemeint. Wir sind echte Fans von Michaels Musik.

?PG: Zurück zu dir. Deine Rhythmusgitarrenarbeit ist sehr kreativ und sehr oft meilenweit entfernt von der gängigen Mainstream-Rock Schiene. Wie entwickelst du deine Riffs und wie kommst du auf deine interessanten Akkordvoicings?

!TC: Ich sitze zu Hause und experimentiere sehr viel. In solchen Situationen nehme ich mir vor etwas zu schaffen, dass es vorher noch nicht gab. Natürlich klappt das nicht immer (lacht), aber es ist auf alle Fälle mein Grundbestreben. Ein sehr effektiver Trick den ich oft benutze um gebräuchlichem Stuff den besonderen Kick zu verleihen, ist das Weglassen von Tönen innerhalb eines normalen Standard-Akkords. Die offen klingenden Saiten geben vielen Chords eine ganz spezielle Atmosphäre. Das Ganze kann ruhig auch mal dissonant klingen. Es gibt Situationen in denen gerade ein schräger Sound einem Song das gewisse Etwas verleihen kann. Wenn ich mal was richtig spezielles brauche, dann habe ich ja immer noch Tye, der nicht nur ein hervorragender Bassist ist, sonder nebenbei auch sehr gut Gitarre spielt. Er ist ein Spezialist in Sachen Jazz-Chords und somit genau der richtige Ansprechpartner wenn es um coole Akkordsounds geht.

?PG: Ich kann's einfach nicht lassen. Auch wenn du die Frage sicher nicht mehr hören kannst: Lass uns bitte kurz mal über Smooth Criminal reden. Habt ihr zu eurer Version seines Songs irgendein Feedback von Michael Jackson bekommen?

!TC: Direkten Kontakt hatten wir nicht. Das lief alles über unser Management. Michael hat sich die Nummer natürlich angehört, denn letztendlich musste er als Komponist des Songs uns ja auch sein O.K. gegeben. He did like the song, he thought we did a great job. Aber gut das du den Song ansprichst. In der Vergangenheit haben viele Leute geglaubt, der Song sei eine Art "Verarsche" . Doch dem ist nicht so. Die Nummer ist absolut ernst gemeint. Wir sind echte Fans von Michaels Musik. In diesem Zusammenhang habe ich noch eine kleine Anekdote auf Lager, die für uns ziemlich nett ausfiel: Zu dem Zeitpunkt als Michael seine Madison Square Garden Tribute Show in New York vorbereitete waren wir auch dort und wie der Zufall es wollte, trafen wir in einer Hotelbar den Gitaristen und den Drummer seiner Band. Die beiden hatten damals die Original-Trax des Songs auf dem Bad-Album eingespielt und waren tatsächlich voll des Lobes für unsere Version. Sie fanden sogar das wir die Nummer besser eingespielt haben als sie damals. Aber das war natürlich eine Lüge (lacht!). Trotzdem hat es uns sehr geschmeichelt.

?PG:Wie seid ihr ursprünglich auf die Idee gekommen, den Song zu covern und mit auf das Album zu nehmen?

!TC: Eigentlich covern wir bei jeder Show irgendeinen Song. Das hat bei uns schon Tradition. Dabei versuchen wir bei der Auswahl der Songs so vielseitig wie eben möglich zu sein. So haben wir von Sade Titeln über The Police bis hin zu Weezer oder Bad Brain alles im Angebot. Wir vertreten in dieser Hinsicht eher die Einstellung von Jazz Musikern- die spielen neben eigenem Material schließlich auch jeden Abend ihre Standards- und wir suchen uns eben entsprechende Rock- und Pop Evergreens aus, denen wir allabendlich einen AAF Anstrich verpassen. Das macht unheimlich Spass. Genauso hat es auch mit Smooth Criminal angefangen. Der Song kam bei unserem Publikum so gut an, dass wir uns dazu entschlossen ihn fest ins Programm aufzunehmen. Als dann die Albumproduktion anstand und wir uns entgültig entscheiden mussten, welche Titel auf den Silberling sollten waren wir uns sofort einig: Smooth Criminal musste auf jeden Fall dabei sein. Das war's!

?PG: Okay Terry. Vielen Dank für das nette Gespräch und viel Spass heute abend bei der Show!

Den ausführlichen PG How To Play Like AAF's Terry Corso Workshop findest du hier.

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