Cort Hiram Bullock Signature Modell HBS

ein Test von Hansi Tietgen

In den 80er und frühen 90er Jahren gehörte Hiram Bullock zu den meistbeschäftigten Studiogitarristen der amerikanischen Musikszene. Auf seiner umfangreichen Creditlist finden sich solch unterschiedliche Künstler wie Eric Clapton, David Sanborn, Chaka Khan oder Sting. Einem breiten Publikum bekannt wurde der quirlige Hüne als barfüßiger Gitarrist der legendären David Letterman Band, der musikalischen Unterstützung einer der erfolgreichsten amerikanischen Late Nite Shows.

Die Zusammenarbeit zwischen Hiram und Cort entsprang, wie so viele Dinge im Leben, einem Zufall. Um die Qualität der Cort Produkte weiter nach vorne zu bringen, entschied sich der deutschstämmige Teilhaber der Firma Jack Westheimer (hält 50 % der Cort Firmenanteile), seine Tochter Laura loszuschicken, um von professionell arbeitenden Musikern Meinungen und Anregungen zum Equipment der Company einzuholen und es auf diese Weise weiter zu verbessern . Gesagt, getan! Laura machte sich also auf den Weg nach New York, dem musikalischen Zentrum der Ostküste und besuchte diverse Clubs; ständig auf der Suche nach interessanten Künstlern, die ihr bei ihrer Mission weiterhelfen konnten. Eines Tages tauchte die rege Promoterin auch im (Jazz) Club Eric Fuchsmans auf (mittlerweile Vizepräsident des U.S. Cort Vertriebs). Dank seines Jobs verfügte Eric über jede Menge wertvoller Connections und stellte Laura u.a. seinem langjährigen Freund Hiram B. und dem bekannten Jazz-Gitarristen Larry Coryell vor. Und hier schließt sich der Kreis. Alles weitere ist Geschichte!

KK Korpus und Konzept

Hirams Signature Gitarre basiert auf einem custommade Instrument, das sich der Gitarrist vor vielen Jahren von einem Gitarrenbauer namens Ryuou Motoyama auf den Leib schneidern ließ. Dabei ist, zumindest was die Formgebung betrifft, die enge Verwandtschaft mit der Strat nicht zu verleugnen. Der Korpus der HBS besteht aus einem, im Gitarrenbau sehr begehrten Holz: Der wertvollen Sumpf-Esche (Swamp-Ash). Die besondere Eschenart wächst(der Name lässt es ja schon vermuten)ausschließlich in Sümpfen. Im Gitarrenbau kommt der Teil des Stammes zum Einsatz, der während der Wachstumsphase unterhalb der Wasserlinie lag. Das spezifische Gewicht des Holzes ist wesentlich geringer, als das der unter normalen Umständen gedeihenden Verwandtschaft. Aber auch in Sachen Sound gibt es Unterschiede. Anders als die Standard-Esche, die häufig einen sehr höhenbetonten, harschen Sound liefert, besitzt die Sumpf-Esche deutlich gemäßigtere Klangeigenschaften. Trotzdem überzeugt das Holz mit einer sehr dynamischen, direkten Ansprache und einer großen Durchsetzungskraft. Das Shaping des Korpus orientiert sich, wie eben schon erwähnt, im Groben an dem einer Strat. Ihre individuelle Note erhält die Form durch die Tatsache, dass der untere Bereich des Korpus leicht nach "außen" gezogen wurde. Die drei Alnico Pickups, in der von Hiram bevorzugten Kombination Humbucker, Single-Coil, Humbucker, sind direkt in das dreischichtige Kunststoff-Schlagbrett (schwarz/weiß/schwarz) geschraubt. Dabei kommen die Humbucker mit einer verchromten Kappe. Der Single-Coil in der Mittelposition bleibt "offen". Die jeweilige Kombination der PU-Spulen lässt sich durch einen 5-Wege Pickup Wahlschalter bestimmen. Jeweils ein Ton-, und Volumenregler, mit hutförmigen, schwarzen Potiknöpfen(weiße Skala), kontrolliert die Performance der Tonabnehmer. Für den nötigen Oberflächenschutz des Bodies, sorgt eine hochglänzend, schwarze Lackierung.

Auch in Sachen Hardware setzt die HBS auf Qualität. Dank seiner reibungsarmen Lagerung an nur zwei Bolzen und der Kombination mit hochwertigen Sperzel Trim Lok Stimmmechaniken, einem Rollensattel und speziellen Saitenneidrighaltern, arbeitet das matt verchromte Vintage Style Tremolo System aus dem Hause Wilkinson (VS 50 K)extrem stimmstabil. Auch die Einstellung der Oktavreinheit und Saitenlage ist bei dieser Modell-Variante sehr einfach und präzise zu erledigen. Das Einfädeln der Saiten erfolgt, typischerweise, von hinten durch den Vibratoblock.

Ein Rollensattel und spezielle Saitenniedrighalter sorgen für zusätzliche Stimmstabilität

Die Klinken-Buchse findet, ebenfalls strattypisch, sicher versenkt in einem matt verchromten Metallformteil (Schiffchen) auf der Korpusoberseite Platz.

Besonders lobenswert ist die Tatsache, dass die Cort HBS serienmäßig mit einem Stap-Lock System ausgestattet ist (Hiram ist ein ziemlich wilder Performer). Das sehr einfach zu bedienende System ist mit jedem handelsüblichen Gurt kompatibel und sorgt -auch bei exzessiver Stage-Action- für ein Plus an Sicherheit. Das Entriegeln des Gurts erfolgt per Knopfdruck.

Halsansichten

Der einteilige Hals der Cort ist geschraubt (vier Bolzen) und wurde aus einem sehr schön gemaserten Stück Vogelaugen-Ahorn gefertigt. Der gewählte Halsradius ist relativ gross, die Wölbung des Griffbretts also entsprechend flach. In Verbindung mit dem griffigen Hals-Shaping (Flaches D) und der ansprechenden Saitenlage ergibt sich so ein perfektes Handling und eine gute Bespielbarkeit. Beschlagen wurde der Hals mit 21 Bünden, die dank ihrer schmalen und relativ flachen Dimensionierung, eine gute Balance aus Intonation und "Saitenziehfreundlichkeit" bieten. Schwarze Dot-Inlays in Griffbrett und Sichtkante, markieren die "wichtigen" Lagen der Axt. Ein weiteres, sehr wichtiges Detail auf dem Weg hinauf zur Kopfplatte der Gitarre, ist der verbaute Rollensattel. Die Tatsache, dass die einzelnen Saiten nicht, wie bei einem normalen Sattel, durch Kerben geführt werden, sondern auf beweglichen Rollen laufen, sorgt dafür, dass die Reibung minimiert wird und die Saiten, selbst bei wilder Bending-, oder Vibrato-Action, in Stimmung bleiben. Für den nötigen Druck auf den Sattel (wichtig für die Intonation und das Sustainverhalten) stehen zwei Maßnahmen: Die verwendeten Sperzel Mechaniken sind "gestaggerte", die Achsen der Mechaniken sind also unterschiedlich lang. Dabei ist die Mechanik der tiefen E-Saite mit der längsten Achse, die der hohen E-Saite mit der Kürzesten ausgestattet. Durch diese Bauform wird dem Saitenverlauf hinter dem Sattel ein entsprechender Winkel anerzogen, der auch bei den, in dieser Hinsicht kritischen B, und E-Saiten für ausreichenden Druck auf den Sattel sorgt. Zusätzlich dazu setzt man im Hause Cort auf den Einsatz entsprechender Saitenniedrighalter. Die kleinen Helfer sind in ihrer Normalausführung zwar häufig der Grund für unnötige Verstimmungsprobleme. Die auf der HBS verwendeten Rollenvarianten garantieren aber, dass sich die Saiten während des Spiels nicht verhaken können.

Bleiben wir noch einen Augenblick beim Thema Stimmstabilität. Die verwendeten Sperzel Mechaniken ermöglichen das Festklemmen der Saiten in der Mechanikachse. Diese Fixierung garantiert einen extrem stimmstabilen Betrieb und ermöglicht zeitgleich ein sehr schnelles Wechseln der Saiten.

Die Praxis

Die grundlegenden Klang-Eigenschaften einer E-Gitarre zeigen sich bereits im unverstärkten Spiel. Das Hiram Bullock Signature Modell überzeugt, dank der für den Korpus verwendeten Sumpf-Esche, durch einen ausgewogenen Sound, mit einer sehr dynamischen, präzisen Ansprache. Auch das gute Sustainverhalten der Gitarre ist bereits im "Pur-Betrieb" spürbar. Die Klangmöglichkeiten, die der 5-Wege Schalter bereitstellt, garantieren eine sehr flexible Soundpalette. Die Tonabnehmer der Cort arbeiten in allen Kombinationen sehr sauber und nebengeräuscharm und die Ausgangsleistung der beiden Humbucker lässt alle gängigen Spielarten des Rock ´n´Roll Biz problemlos zu. Dabei ist sie hoch genug, um auch weniger gainstarken Amps eine sahnige Verzerrung zu entlocken. Aber auch in extremeren "Zerrzuständen" bleibt der Sound der Cort sehr differenziert und präzise und macht HiGain Akkordbedienung im Normaltuning genauso souverän mit, wie gnadenlos "heruntergestimmtes" New Metal Riffing. Die Bespielbarkeit des Halses ist, dank des verwendeten Hals-Shapings und einer werksseitig gut eingestellten Saitenlage, sehr angenehm und verführt zu ausgedehnten Solo-Orgien.

Aber Hiram ist ja nicht ausschließlich "Rocker", sondern benötigt für seine Funk-, und Blues Gigs eine Gitarre die in der Lage ist, auch clean gespielt zu überzeugen. Klar, dass man bei der Entwicklung der HBS darauf geachtet hat, dass das Instrument auch in dieser Hinsicht eine gute Figur macht. Und tatsächlich: Dank des präzisen, dynamischen Grundsounds, in Kombination mit der verwendeten Tonabnehmer-Bestückung, bietet die HBS sehr gute perkussive, trockene Cleansounds, hat aber auch "dicke", jazzige Sounds im Angebot.

Fazit

Die frisch überarbeitete Version des Hiram Bullock Signature Modells, überzeugt durch einen hohen Verarbeitungs-Standard und einen extrem flexiblen Sound. Der Einsatz qualitativ hochwertiger Einzel-Komponenten, wie einem absolut stimmstabil arbeitenden Wilkinson Vintage Tremolo-System (VS50K) und Sperzel Trem Lok Mechaniken sorgt für einen stressfreien Spielbetrieb. In Verbindung mit dem einteiligen, aus wunderschönem Bird´s Eye Maple (Vogelaugenahorn) gefertigten Hals, versorgt der schwarz lackierte Swamp-Ash Korpus (Sumpf-Esche) die Gitarre, mit einem sehr offenen, dynamischen Basis-Sound. Die drei Alnico Pick-Ups (HSH) sind über einen 5-Wege Schalter anwählbar und gewährleisten die problemlose Realisation der wichtigsten Sounds des Jazz/Rock/Pop Biz. Die Bespielbarkeit ist sehr gut und wird auch wilden Solisten viel Freude bereiten.

Specs
  • Model: Hiram Bullock Signature
  • Hersteller: Cort
  • Body: Esche Korpus (Swamp Ash)
  • Hals: Einteiliger Ahorn-Hals
  • (Bird´s Eye Maple, geschraubt)
  • Bünde: 21 medium Frets
  • Mensur: 648 mm
  • Halsbr. Sattel:42 mm
  • Halsbr. 12 Bd.:52 mm
  • Hardware: verchromt, Wilkinson Vintage-Tremolo (VS50K, matt verchromt)
  • Mechaniken: Sperzel Trim Lok
  • Pick-Ups: HSH, 2x Alnico-Magnet Humbucker 1x Alnico-Magnet Single-Coil
  • Regler: 1x Volume, 1x Tone, 5-Wege Pickup Selector
  • Preis: 669 Euro

nach oben

Planet Guitar Home

Zum PG - Forum

Test Archiv