E-Bass 5-Saiter Epiphone Embassy Bass

Botschafter des guten Tons

Ein Test von Oliver Poschmann

In den letzten Jahren ist der amerikanische Traditionshersteller Epiphone vor allem als verlässlicher Hersteller preisbewusster Gibson- Replikate in Erscheinung getreten. Doch schon in den 30er Jahren eroberte die von Epaminondas Stathopoulos gegründete Firma den Markt mit innovativen Konzepten und wurde in der Folgezeit - neben Gibson - zum einflussreichsten Hersteller von Saiteninstrumenten. Mit der neuen Embassy Bass-Serie präsentiert Epiphone jetzt die Neuauflage eines in seiner Urform in den 60er Jahren entstandenen Originals -und das zu einem verblüffenden Preis von 349,- Euro für den hier vorgestellten 5-Saiter, und 299,- Euro für den 4-Saiter.

Die Details

Bei diesem Preisniveau ist klar, dass die Instrumente der Embassy-Serie in Fernost gefertigt werden - und zwar in China, um genau zu sein. Beim vorliegenden 5-Saiter handelt es sich um einen passiven Bass mit geschraubten Ahornhals/Palisander Griffbrett und zwei passiven Humbucker Tonabnehmern in Jazzbass Schaltung.

Der über vier asymmetrisch angeordnete Bolzen mit dem Korpus verschraubte Ahornhals ist relativ üppig und sein Umfang lässt darauf schließen, dass hier auf Robustheit gebaut wurde. Doch obwohl er sich im ersten Moment ungewohnt kräftig anfühlt, wirkt der Hals in keiner Weise sperrig, oder gar unkomfortabel. 24 Bünde und eine starkes Palisander Griffbrett ergänzen die solide Halskonstruktion.

Der Sattel besteht aus Graphit und ist sauber gearbeitet. Bei der Formgebung der Kopfplatte setzt Epiphone bei der Embassy-Serie auf das sogenannte "non-reversed" Thunderbird Headstock-Design. Non-reversed deshalb, weil 4 der 5 geschlossenen Mechaniken an der Oberseite der Kopfplatte angeordnet wurden. Bei den Thunderbird Bässen sitzen die Mechaniken dagegen an der Unterseite - die Kopfplatte ist in diesem Fall also verdreht (reversed). Um den für Sustain und Sound entscheidenden Anpress-Druck in den Sattelkerben aufzubauen wurde die Kopfplatte schräg nach hinten angewinkelt. Da die Produktion von Hälsen mit angewinkelter Kopfplatte einen wesentlich höheren Materialaufwand erfordert, als die von Hälsen mit geraden Kopfplatten. wurde die Kopfplatten separat gefertigt und dann mit Hilfe einer speziellen Schäftung fest mit der Halsbasis verleimt. In diesem Fall spricht man also von einem 2-teiligen Hals. Nachteile in Sachen Sound und Festigkeit entstehen durch die 2-teilige Bauform übrigens nicht.

Der Embassy-Korpus wird aus Sumpfesche gefertigt (Swamp-Ash). Die Eschenart wächst ausschließlich in feuchtem, sumpfigen Gelände. Im Gitarrenbau kommt der unterhalb der Wasserlinie liegende Teil des Stamms zum Einsatz. Im Vergleich zu normaler Esche ist ihr Sound wesentlich ausgewogener, mit, ausgeprägten Mitten und drückenden Bässen. Ganz nebenbei ist Sumpf-Esche auch noch leichter als die trockene Verwandtschaft- eine weiter Eigenschaft die im Gitarrenbau gerne gesehen wird. Angesicht des kräftigen Halses und des ebenfalls nicht sparsam geshapten Bodies ist der Embassy aber trotz allem kein Leichtgewicht. Das wiederum bringt ihm jedoch einen Grundsound der bereits beim Spielen ohne Verstärkung jede Menge Durchsetzungskraft vermuten lässt.

An elektronischen Bausteinen findet man beim Embassy eine Jazzbass typische, passive Klangregelung, hier allerdings in Verbindung mit zwei Humbuckern. Jeweils ein Poti regelt die Lautstärke der einzelnen Tonabnehmer. Ein drittes Poti funktioniert als passive Höhenregulierung. Die Bridge ist dem Gesamtkonzept des 5-Saiters entsprechend ohne Schnörkel konstruiert und erledigt ihren Job souverän.

Die Praxis

In der Praxis bestätigt sich, was wir bereits im Trockendock vermutet haben: Der Embassy ist ein wahres Mitten-Monster. Wirklich erfreulich einfach im Handling zeigt er sich von seiner Schokoladeseite, wenn man durchdringende Bass-Sounds in Stilrichtungen wie Rock, Motown, Soul, Rhythm'n Blues oder Funk a la´ Tower of Power bedienen möchte. Wer also beispielsweise ein Fan von "Jazz-Bass artigen" Sounds ist, dabei aber Wert auf eine extra Portion Mittenpunch legt, der wird im Embassy eventuell das finden, wonach er immer gesucht hat. Natürlich lassen sich auch ordentliche Slapsounds mit dem Bass erzeugen, seine größte Stärke bleiben aber die knurrigen Mitten - und die sind ja bekannter Weise im Normalfall der Feind des klassischen Slap Sounds. Wer mit dem Embassy also auch diese Bastion erobern möchte, der wird an einer externen Mittenabsenkung, wie sie mittlerweile in den meisten Verstärkern serienmäßig eingebaut ist, nicht vorbeikommen.

Fazit:

Wie die Soundbeispiele im PG Gear Check zeigen erweist sich der Embassy V-String gerade im knurrigen Mittenbereich als starker Partner. Stilrichtungen wie Rock, Motown, Soul, Rhythm'n Blues oder Funk a la´ Tower of Power lassen sich mit dem Bass professionell bedienen. Der üppig dimensionierte Hals ist gut zu bespielen und macht den Embassy zu einem sehr robusten Handwerkszeug. Wer auf kraftvolle, kompromisslose Sounds ohne unnötigen Schnickschnack steht und wem girlandenartige, zarte Edelbasskonstrukte zuwider sind, der sollte dem Embassy auf jeden Fall mal eine Audienz erweisen. Preislich steht er ohnehin ziemlich konkurrenzlos da.

Specs

  • Epiphone Embassy V-String Bass
  • Korpus: Swamp Ash (Sumpf Esche)
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 24
  • Mensur: 34"
  • Halsbr. Sattel: 1,65"
  • Hardware: schwarz
  • Elektronik: passiv
  • Pick-Ups: 2 x Humbucker
  • Regler: 2x Volume, 1x Tone
  • Preis: (UVP) 349,- Euro

    Hinweis: Bei allen Test-Aufnahmen weisen wir darauf hin, dass diese keine vollständige Repräsentation der Klang- und Einsatzmöglichkeiten der getesteten Komponenten darstellen sollen oder können. Ebenso unterliegen die Klangresultate den Spielgewohnheiten und Soundvorstellungen der jeweiligen Tester, sowie den technischen Möglichkeiten der jeweiligen Testumgebung.

    Copyright Notice: Sämtliche Urheberrechte der hier zu hörenden Sound- und Musikbeispiele, sowohl für Komposition, als auch für die Aufnahmen, liegen uneingeschränkt bei Oliver Poschmann. Jegliche Verwendung außerhalb der auf der Planet-Guitar angebotenen Nutzungsoberfläche - privat wie kommerziell - ist genehmigungs- und lizenzpflichtig. Unautorisierte Nutzung ist illegal und strafbar.

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